Oldenburg/Werpeloh, 24. April 2013. Die EWE NETZ GmbH testet in Werpeloh (Samtgemeinde Sögel, Landkreis Emsland) ihre erste intelligente Ortsnetzstation. Der 26 Tonnen schwere Prototyp wurde heute mit einem Schwerlasttransporter geliefert und per Kran auf den vorbereiteten Platz gestellt. Dafür musste die Ortsdurchfahrt von Werpeloh am Vormittag vollständig gesperrt werden. In den nächsten Wochen wird die Anlage in Betrieb genommen und mit der Netzleitstelle von EWE NETZ in Oldenburg verbunden.
Die erste Anlage in Werpeloh ist eine begehbare „Teststation“. Daher ist diese Größe gewählt worden. Die weiteren intelligenten Ortsnetzstationen, die EWE NETZ aufstellen wird, werden deutlich kleiner und kompakter sein.
Durch die stark steigende Einspeisung von Strom aus Photovoltaikanlagen entstehen im Niederspannungsnetz (230 bis 400 Volt) zunehmend Probleme bei der Spannungshaltung und Netzstabilität. Die intelligente Station regelt Spannungsschwankungen automatisch und könnte eine kostengünstige Alternative zum konventionellen Netzausbau sein. „Um die Netzkapazität zu erhöhen, könnten wir auch zusätzliche Kabel verlegen. In diesem Projekt wollen wir jedoch günstigere technische Alternativen untersuchen. Mit intelligenten Ortsnetzstationen kann die vorhandene Infrastruktur unverändert genutzt und die Auslastung der Betriebsmittel verbessert werden“, erklärt der Leiter der Netzregion Cloppenburg/Emsland, Ralf Kuper.
Ortsnetzstationen verbinden über einen Transformator Niederspannungsnetze mit den Mittelspannungsnetzen (20.000 Volt). Probleme bei der Spannungshaltung entstehen im Niederspannungsnetz zum Beispiel dadurch, dass Photovoltaikanlagen mit einer höheren elektrischen Spannung einspeisen als der im Netz bestehenden und eventuell bereits erhöhten Spannung. Dann müssen die Netzbetreiber dafür sorgen, dass das „Spannungsband“ eingehalten wird. „Abweichungen von plus oder minus zehn Prozent sind zulässig“, sagt Marco Röwe, der bei EWE NETZ das Projekt leitet. „Die Spannungswerte gehen aber schon mal darüber hinaus. In solchen Fällen regelt die intelligente Station die Spannung im Ortsnetz, so dass Verletzungen des Spannungsbandes vermieden werden.“
Die Station ist mit moderner Netzleittechnik ausgestattet. „An bestimmten Knotenpunkten im Niederspannungsnetz werden Messwerte aufgenommen, zur Station übertragen, dort verarbeitet und dann an den Spannungsregler des Transformators übergeben“, erläutert Röwe. Um einen genauen Überblick über die aktuelle Spannungs- und Lastsituation zu bekommen, werden in der Station alle Ströme und Spannungen sowohl nieder- als auch mittelspannungsseitig gemessen und ausgewertet. Zudem kann die Mittelspannungsseite in der Ortsnetzstation von der Netzleitstelle aus gesteuert werden. Die intelligente Ortsnetzstation ist damit ein wesentlicher Bestandteil des künftigen intelligenten Netzes („Smart Grid“).
Dass der Prototyp im Landkreis Emsland getestet wird, hat seinen Grund: Gerade hier hat die Zahl der Photovoltaikanlagen in den letzten Jahren stark zugenommen. Im vergangenen Jahr sind etwa 1.150 Anlagen hinzugekommen. Derzeit speisen über 7.100 Photovoltaikanlagen mit einer installierten Leistung von fast 240 Megawatt (MW) in das Netz von EWE NETZ ein. Damit verfügt der Landkreis Emsland im Vergleich zu anderen Landkreisen im Versorgungsgebiet von EWE NETZ über die höchste Anschlussleistung von Photovoltaikanlagen. Die Gesamtleistung von Anlagen, die Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen und in das Netz einspeisen, liegt im Landkreis Emsland bei rund 610 MW. Zum Vergleich: Das Kohlekraftwerk Wilhelmshaven hat eine elektrische Leistung von 756 MW.
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